«Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt», hat Friedrich Schiller vor 220 Jahren im Drama «Wilhelm Tell» geschrieben. Und dies ist auch die Überzeugung vieler Menschen, die im Konflikt mit dem Nachbarn stehen. «Der böse Nachbar» ist dabei jeweils der oder die andere. Klassische Streitthemen sind Lärm, Grenzstreitigkeiten sowie Haus- und Gartenpflege. Beim Lärm werden zum Beispiel laute Musikinstrumente, rauschende Partys oder schreiende Kinder zum Stein des Anstosses. Grenzstreitigkeiten können sich an Zäunen oder Hecken sowie an Baumassnahmen entfachen. Beim Thema Haus- und Gartenpflege geht es unter anderem um den Unterhalt gemeinsam genutzter Flächen, um die Müllentsorgung oder um Kinderwagen und Schuhe im Hauseingang bzw. vor der Wohnungstür.
Ebenen der Nachbarschaftskonflikte
Oft gibt es bei Nachbarschaftskonflikten drei Ebenen: eine sachliche, eine rechtliche und eine emotionale. Auf sachlicher Ebene wird ein junges Paar mit zwei kleinen Kindern regelmässig durch laute Musik im oberen Stockwerk wachgehalten. Auf rechtlicher Ebene handelt es sich dabei um einen Verstoss gegen die gesetzlichen Ruhezeiten. Und auf emotionaler Ebene empfindet das junge Paar das Verhalten der Nachbarn als rücksichtslos, zumal das jüngere Kind aktuell schlecht schläft und die Eltern übermüdet sind.
Klassische Streitthemen sind Lärm, Grenzstreitigkeiten sowie Haus- und Gartenpflege.
Gerade bei Wohneigentümern kommt die Option «einfach wegziehen» meist nicht infrage. Gegen den Nachbarn vor Gericht zu gehen, sollte nur die letzte Lösung sein. Denn ein solches Verfahren ist kostspielig, und die Beziehung ist anschliessend meist endgültig zerrüttet. Gleichwohl wird man sich weiterhin regelmässig über den Weg laufen müssen.
Nachhaltige Lösung durch Mediation
Deshalb empfiehlt sich gerade bei Nachbarschaftskonflikten das Instrument der Mediation, um Konflikte auf allen drei Ebenen – sachlich, rechtlich und emotional – wirksam und nachhaltig zu lösen. Bei einer Mediation wird eine neutrale Fachperson hinzugezogen. Diese kann helfen, das Gespräch von den oftmals starren Positionen hin auf die tieferliegenden Interessen und Bedürfnisse der beteiligten Personen zu lenken. So können die Streitparteien gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die für alle Seiten gangbar ist – ohne dass jemand dabei das Gesicht verliert.
Bei einer gelungenen Mediation ist nachher nicht nur das aktuelle Problem gelöst, sondern auch die Nachbarschaftsbeziehung hat sich verbessert: Es wird möglich, die andere Perspektive zu sehen und wertzuschätzen. So können die Nachbarn in Zukunft wieder einfacher miteinander oder zumindest nebeneinander leben.