Wohneigentum ist mit Erinnerungen verbunden – positiven ebenso wie weniger guten. Vielfach wird auch davon geredet, dass Wohneigentum einen emotionalen Wert hat. Doch welchen solchen Wert hat die Immobilie für Wohneigentümer tatsächlich? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO). Hierfür wurden Mitglieder des HEV befragt, die älter als 50-jährig sind und über selbstbewohntes Wohneigentum verfügen.
Erinnerungen prägen emotionalen Wert
Der emotionale Wert wurde anhand des Vorhandenseins von Erinnerungen, die mit dem Wohneigentum zusammenhängen, beurteilt. Erinnerungen werden dabei durch Lebensereignisse wie zum Beispiel das Aufwachsen der Kinder oder das Feiern von Familienfesten in der Immobilie geprägt. Von den befragten Wohneigentümern gibt rund die Hälfte an, dass am Wohneigentum viele Erinnerungen hängen.
Mit der Wohndauer steigt der emotionale Wert
Als Grundlage für die Entwicklung von Erinnerungen dient die Wohndauer. Es ist wenig verwunderlich, dass mit längerer Wohndauer die Erinnerungen steigen. Beträgt die Wohndauer maximal fünf Jahre, geben nur 22 Prozent der Befragten an, dass Erinnerungen am Wohneigentum hängen. Hingegen äussern mehr als 70 Prozent der Befragten mit einer Wohndauer von mehr als 25 Jahren, dass sie das Wohneigentum mit Erinnerungen verbinden. Von den Befragten, die länger als 40 Jahre in der Immobilie wohnen, sind es sogar 82 Prozent.
Familiäre, soziale Lebensereignisse prägen emotionalen Wert
Neben der Wohndauer selbst haben Lebensereignisse mit einem familiären und sozialen Aspekt einen besonders hohen Einfluss auf die Erinnerungen und folglich auf den emotionalen Wert des Wohneigentums:
Familienbesitz: Befand sich das Wohneigentum bereits in Familienbesitz, hängen besonders viele Erinnerungen daran. 75 Prozent der Befragten, die die Immobilie geerbt oder von Verwandten gekauft haben, äussern, dass sie das Wohneigentum mit Erinnerungen verbinden.
Zivilstand: Ebenfalls hat der Zivilstand Einfluss auf den emotionalen Wert des Wohneigentums. Sind die Befragten ledig oder geschieden, geben nur rund 40 Prozent von ihnen an, dass Erinnerungen am Wohneigentum hängen. Im Gegensatz dazu verbindet die Hälfte der Verheirateten Erinnerungen mit der Immobilie. Dies trifft auch auf diejenigen Personen zu, bei denen der Ehepartner bereits verstorben ist.
Kinder: Auch das Vorhandensein von Kindern wirkt sich auf die Erinnerungen aus. Sind keine Kinder vorhanden, geben nur 40 Prozent an, dass mit dem Wohneigentum Erinnerungen zusammenhängen. Im Gegensatz dazu sagt die Hälfte der Personen, die Kinder haben, dass sie das Wohneigentum mit Erinnerungen verbinden. Neben familiären Aspekten beeinflusst auch das soziale Umfeld in unmittelbarer Nähe den emotionalen Wert des Wohneigentums:
Freunde: 56 Prozent der Befragten, die angeben, Freundschaften in der Nachbarschaft zu pflegen, haben Erinnerungen, die mit dem Wohneigentum zusammenhängen, wohingegen dies nur auf 32 Prozent der Personen mit Wohneigentum zutrifft, die keine bzw. wenige Freundschaften in der Nachbarschaft haben.
Emotionaler Wert beeinflusst Entscheidungsverhalten
Der emotionale Wert des Wohneigentums spiegelt sich im Entscheidungsverhalten von Wohneigentümern wider. Die Verkaufsbereitschaft liegt im Durchschnitt bei tiefen 26 Prozent. Die Bereitschaft, die Immobilie an das Kind bzw. die Kinder zu vererben, beträgt durchschnittlich 71 Prozent.
Wurde das Wohneigentum geerbt – und ist somit der emotionale Wert höher –, sinkt die Verkaufsbereitschaft auf lediglich 16 Prozent, jedoch steigt die Vererbungsbereitschaft auf 88 Prozent. Sind in der Nachbarschaft viele Freundschaften vorhanden, beträgt die Verkaufsbereitschaft nur 22 Prozent. Dahingegen steigt die Verkaufsbereitschaft auf hohe 36 Prozent, wenn keine Freundschaften in der Nachbarschaft da sind.
Des Weiteren beeinflussen persönliche Risikoereignisse die Verkaufsbereitschaft der Befragten erheblich. Beim Tod des Partners steigt die Verkaufsbereitschaft auf rund 38 Prozent, bei einer Pflegebedürftigkeit sogar auf 48 Prozent. Finanzielle Verkaufsgründe spielen tendenziell eine untergeordnete Rolle. Daraus lässt sich schliessen, dass Wohneigentümer keine Spekulanten sind, sondern eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Wohneigentum haben.