Eine besonders markante Veränderung im Immobilienbereich betrifft die Vermarktung von Miet- und Kaufobjekten. Ein potenzieller Käufer kann heutzutage virtuell und in 3D seine Immobilie begehen und sich von Merkmalen wie Grundriss, Raumgefühl, Materialien und Lichteinfall ein Bild machen, ohne vor Ort präsent zu sein. Damit können auch noch nicht existierende Gebäude erlebbar gemacht werden. Dies beschleunigt den Bauprozess und führt zu Kosteneinsparnissen, da sich der Nutzer bereits in einer frühen Entwicklungsphase einbringen kann.
Prozesse automatisieren
Die technischen Innovationen verändern aber nicht nur die Methoden der Vermarktung, sondern erfassen zunehmend auch weitere Bereiche wie die Vermittlung und Bewirtschaftung von Immobilien. Das Internet und Online-Marktplätze schaffen neue Informations- und Vergleichsmöglichkeiten und machen den Immobilienmarkt transparenter. Wer als Privatperson ein Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen oder verkaufen möchte, findet im Internet genügend Daten, um den ungefähren Wert seiner Liegenschaft zu schätzen. Dadurch ist beispielsweise der traditionelle Beruf des Immobilienbewerters infrage gestellt. Wann immer aber die leichte Vergleichbarkeit nicht gegeben ist, werden sein Fachwissen und seine qualifizierte Dienstleistung auch weiter von zentraler Bedeutung sein. Deshalb ist es unumgänglich, dass sich einige Berufsbilder im Zuge der Digitalisierung – mehr oder weniger stark – verändern werden. Vor allem heutige Routineaufgaben und Tätigkeiten im administrativen Bereich werden mehr und mehr aus dem menschlichen Aufgabengebiet verschwinden. Insbesondere im Verwaltungsbereich wird die Digitalisierung helfen, Prozesse zu automatisieren, Qualitätsmängel zu reduzieren und die Effizienz zu steigern.
Mehr Zeit für den Kunden
Dennoch wird die menschliche Arbeitskraft nicht überflüssig werden, zumal nicht alles automatisiert oder von Computern erledigt werden kann. Durch die technischen Innovationen bleibt jedoch mehr Zeit für anspruchsvollere Aufgaben. Dadurch, dass zum Beispiel Immobilienbewirtschafter von Routine- und administrativen Aufgaben entlastet werden, können sie sich auf nicht automatisierbare Tätigkeiten konzentrieren. Mit einem digitalen Rundgang sparen sie Zeit, die sie in die Beratung der Kunden investieren können. Werte wie Transparenz und Vertrauen bleiben auch zukünftig in der Immobilienbranche bedeutend, und der Mensch wird im Immobiliengeschäft immer seine Berechtigung haben. Denn in der virtuellen Welt lässt sich Vertrauen schwerer aufbauen als in der realen Welt. Und dieses ist beispielsweise bei einem Immobilienkauf unerlässlich: In der Schweiz, wo ein Objekt durchschnittlich 900 000 Franken kostet, ist der Kauf für Privatpersonen oftmals mehr als nur ein Investment. Es ist eine Entscheidung für das ganze Leben. Diese legt man ungern in die Hand eines virtuellen Gegenübers. Hier bietet sich der Immobilienbranche eine grosse Chance, das Bedürfnis der Kunden zu erfassen und dieses durch dienstleistungsorientierte, ehrliche und persönliche Beratung sowie Unterstützung zu befriedigen. Nur so stellt die Digitalisierung am Ende für alle Beteiligten eine Win-win-Situation dar.